Architektur und Empfindsamkeit
Adventskonzert
Sonntag, 03. Dezemberr 2023, 19 Uhr, St. Martha-Kirche
Königstrasse 79, 90402 Nürnberg
JEREMIAS SCHWARZER, Blockflöte
Jeremias Schwarzer hat sich als Blockflötist durch seine Virtuosität und Musikalität in der Welt der alten ebenso wie der neuen Musik einen hervorragenden Namen gemacht. Große internationale Beachtung erzielte 2008 die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos 4 Adagi für Blockflöte und Orchester mit der Filarmonica della Scala unter Daniel Harding an der Mailänder Scala. Seitdem ist Jeremias Schwarzer auf den bedeutendsten Konzertpodien zu erleben, so u.a. im Prinzregententheater München, Radialsystem V Berlin, Alte Oper Frankfurt, Muziekgebouw Amsterdam, Tokyo Opera City Hall, Harvard University, La Monnaie Brüssel.
Als Solist konzertierte er u.a. mit den Sinfonieorchestern des BR, SWR und HR, dem Konzerthausorchester Berlin, den Bamberger Symphonikern u.a. Über seine wegweisenden Auftritte als Instrumentalist hinaus erschließt er durch die Entwicklung ungewöhnlicher Konzert- und Vermittlungsprojekte neue und spannende Wahrnehmungsräume für die Konzertbesucher. Jeremias Schwarzer unterrichtet als Professor für Blockflöte und Aktuelle Musik an der Hochschule für Musik Nürnberg, außerdem im Rahmen von Meisterkursen, Vorträgen und Residenzen an Hochschulen und Universitäten in Wien, Huddersfield, Freiburg, Belgrad, New York, Harvard University, den Darmstädter Ferienkursen, am Mozarteum Salzburg und an der Irino Foundation in Tokio. Zahlreiche CD- Veröffentlichungen erschienen unter anderem bei Neos, Wergo, HatHut, Genuin und Channel Classics.
RALF WALDNER, Cembalo
in Ellwangen an der Jagst geboren, studierte Ralf Waldner Cembalo und historische Aufführungspraxis in Leipzig, Nürnberg und Hannover. Wichtige Impulse erhielt er dabei durch Zvi Meniker (histor. Tasteninstrumente), Oscar Milani (Cembalo und Fortepiano), Peter Thalheimer (Aufführungspraxis) und Bernward Lohr (Generalbass).
#Zahlreiche Konzerte im In- und Ausland begleiten seinen Werdegang als Solist, Kammermusiker und Begleiter u.a. mit den Ensembles Alta Ripa, L´Arpa Festante, Ars Musica Zürich, Ensemble Artemandoline Luxemburg, sowie der Staatsphilharmonie Nürnberg. Ralf Waldners umfangreiches Repertoire erstreckt sich von früher Tastenmusik über die Werke Bachs und Scarlattis, sowie Musik der französischen Clavecinisten bis hin zu Uraufführungen von zeitgenössischen Cembalowerken, die speziell für ihn komponiert wurden.
Rundfunkaufnahmen beim WDR, SWR und BR als auch CD-Einspielungen bei den Labels TYXart, Genuin, Deutsche Harmonia Mundi und MDG runden seine künstlerische Arbeit ab. Ralf Waldner unterrichtet als Professor für Historische Tasteninstrumente an der Hochschule für Musik Würzburg, sowie als Dozent an der Musikhochschule in Nürnberg.
Meisterwerke der spätbarocken Übergangszeit für Blockflöte und Cembalo
„Die Agonie der Barocke“ nannte der Autor Egon Friedell die Epoche ab ca 1730, in der sich die klar geregelte barocke Formensprache auflöste, ohne daß sich schon etwas neues, verbindliches gebildet hätte. Dieser Zustand der Übergangszeit ist mit dem heutigen Gefühl des „Zwischenraums“ vergleichbar, das durch die Unsicherheiten verbunden mit der Corona Pandemie verstärkt wird.
1764 schrieb Mozart in London als 8-jähriger die zugleich kraftvoll- virtuose wie hochexpressive und stellenweise schalkhafte Sonate, mit der wir das Programm beschließen: sein Lehrer dort war Johann Christian Bach, jüngster Sohn des großen Thomaskantors.
Zeitgleich begann nicht nur die Umwälzung der Gesellschaft durch die Industrialisierung (der mechanische Webstuhl wurde zu dieser Zeit in England erfunden) - es begannen auch die amerikanischen Unabhängigkeitskriege, die die alten Herrschaftsmodelle in Frage stellten.
In den Künsten kannte noch jeder die klassischen Regeln des Barock, individuelle Empfindsamkeit beanspruchte aber immer mehr Raum. Dies lässt sich besonders gut an der Bach – Familie beobachten: während der Vater, Johann Sebastian Bach, der Meister der barocken musikalischen Sakral-architektur ist, ist vor allem sein Sohn Carl Philipp Emanuel Bach für große Subjektivität und starke Emotionen bekannt: es wurde von ihm gesagt, dass er „stunden- lang tränenüberströmt am Clavichord fantasieren“ konnte. Von ihm sagte Mozart, der ihn sehr bewunderte, später einmal: „Er ist der Vater, wir sind die Buben“.
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Sonate a moll BWV 1020
Allegro- Adagio- Allegro
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Duo B- Dur TWV 42
Dolce- Vivace- Siciliana- Vivace
Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Sonate e-moll Wq. 124
Adagio- Allegro- Menuet/ Variation I/ Variation II
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Partita c- moll nach BWV 997
Preludio- Fuga- Sarabande- Gigue- Double
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sonate F- Dur KV 13 (1764)
Allegro- Andante- Menuetto I und II